„Alexa, lass mal das Wasser ein!“: Smarte Lösungen für Ihr Bad

Steuerung des digitalen Bads per App

Morgens beim Zähneputzen die Wetterkarte und die Staumeldungen abrufen, abends auf dem Nachhauseweg per App ein Schaumbad einlassen und die Raumtemperatur höherstellen – intelligente Badtechnologie macht es möglich. Matthias Thiel vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) gibt Auskunft über die größten digitalen Trends, die Möglichkeiten und die Kosten des „Badezimmers der Zukunft“.

Der Trend zum Smart Home macht auch vor dem Badezimmer nicht Halt. Vieles ist jetzt schon möglich, manches ist noch Zukunftsmusik. In seiner umfangreichen „Trendanalyse Smarte Bäder“ hat der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) untersucht, was das Bad der Zukunft mit sich bringt. Wir haben mit Matthias Thiel vom ZVSHK über die Ergebnisse der Studie gesprochen.

Was heißt „smartes Bad“?

Die Definition eines intelligenten oder smarten Bads gibt es bisher nicht. Von einem smarten Bad spricht man vor allem dann, wenn Bedienelemente leicht zu erreichen sind oder durch Bewegungsmelder oder sogar Sprachsteuerung ausgelöst werden können.

Das ist heute schon möglich: Anwendungen und Produkte für das intelligente Bad

Wir werfen einen Blick auf Produkte, die heute schon für ein smartes Baderlebnis sorgen.

moderne Elemente im digitalen Bad

Clevere Armaturen, Lichteffekte, Soundsysteme und mehr: Im digitalen Badezimmer ist vieles möglich.

  • Technische Features: Spiegel, die gleichzeitig als Bildschirm für Nachrichtensendungen dienen; Internet-Radio, Video-Streaming…
  • Intelligente Badarmaturen: Berührungslose Aktivierung dank Sensortechnik; Speicherung von „Nutzerprofilen“, um individuelle Temperaturvorlieben „auf Knopfdruck“ oder sogar automatisch einzustellen.
  • Licht: Steuerung durch Gesten und Bewegung, Lichteffekte, Stimmungslicht
  • Intelligente Belüftungssysteme: Effizientes Lüften von innenliegenden Bädern ohne Fenster; Kopplung von Heizung und Lüftung (Drosselung der Temperatur, sobald das Fenster geöffnet wird); individuelle Anpassung der Temperatur an die Vorlieben des jeweiligen Badbenutzers
  • Höhenverstellbare Sanitär-Keramik: Waschbecken und WC-Anlagen, die sich an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Badbenutzer eines Haushalts anpassen (unterschiedlich große Menschen, ältere Personen, Kinder).

Steuerung per App oder Fingerabdruck

Eine komfortable Bedienung der digitalen Badelemente ist ein entscheidender Gesichtspunkt des Badezimmers 4.0. Licht, Jalousien, Heizung, aber auch Sanitärgegenstände wie ein WC mit Wascheinrichtung können über Apps gesteuert und personalisiert werden. Auch für manche Duschen gibt es Einstellmöglichkeiten für die Intensität und die Art des Wasserstrahls, die Beleuchtung oder musikalische Beschallung während des Duschvorgangs.

Besonders interessant wird es, wenn das smarte Bad seinen Nutzer „erkennt“: „Per Fingerprint kann sich jeder Badbenutzer zu erkennen geben. Wassertemperatur, Musikwahl, Raumduft und vieles mehr kann somit individuell eingestellt werden, entsprechend den Bedürfnissen des jeweiligen Nutzers“, erklärt Thiel. Er räumt aber gleichzeitig ein, dass solche Szenarien in der Praxis noch kaum zur Umsetzung kommen, „aber die Technologie ist schon so weit“.

Tipp von Matthias Thiel
Setzen Sie auf eine einzige App, um Ihr intelligentes Bad zu steuern. Wenn Sie für jede Anwendung – etwa Licht, Heizen oder Multimedia – eine andere App nutzen müssen, kann das schnell überfordern und frustrieren. „Die Zukunft gehört einer integrierten Bad-App“, heißt es entsprechend in der ZVSHK-Studie.
Regendusche mit bunten Lichteffekten

Farben- und Lichtspiele sorgen im smarten Badezimmer für besondere Effekte.

Smarte Lösungen für das Bad: Das sind die Trends

Wohnlichkeit im Bad, eine komfortable Bedienung der smarten Badelemente, Barrierefreiheit oder die individuelle Anpassung an den jeweiligen Nutzer: Dies sind typische Trends in Sachen intelligentes Bad, die die Trendanalyse des ZVSHK festgestellt hat.

Übersicht über wesentliche Trends im Bad 4.0

Das sind laut ZVHSK die wesentlichen Aspekte des Bades der Zukunft.

Wohlfühlbad: Das Bad 4.0 als privater Wellnessort

„Das Bad erlebbar machen“ ist laut Matthias Thiel ein zentraler Aspekt der Digitalisierung im Badezimmer. Besonders faszinierend findet er die Individualisierung des Badezimmers, also die Abstimmung der Anwendungen auf den jeweiligen Nutzer. Beispielsweise per Fingerprint-Technologie, also durch seinen persönlichen Fingerabdruck, kann jedes Familienmitglied das Bad so erleben, wie es seinen Bedürfnissen entspricht: Welche Raumtemperatur wird gewünscht, welche Musik wird gespielt, soll das Licht gedimmt werden? Die moderne Technologie macht es möglich.

Frau sitzt mit Tablet im Bad

Zum Wohlfühlfaktor im neuen Badezimmer tragen auch bequeme Sitzmöbel wie Sessel und Hocker bei.

Doch so faszinierend die digitalen Spielereien im Bad der Zukunft sind: Badexperte Thiel sieht in Aspekten wie Barrierefreiheit, Gesundheitsort und Hygiene wesentlich mehr Potential.

Chancen für das barrierefreie Bad dank digitaler Innovationen

Für ein barrierefreies Bad ist intelligente Technologie nicht zwingend nötig. Barrierefreiheit kann zunächst durch bestimmte mechanische oder bauliche Maßnahmen im Badezimmer gewährleistet werden, etwa durch die Vermeidung von Stolperfallen, Fliesenversatz oder Stufen beim Betreten der Dusche (Stichwort: bodengleiche Dusche).

Die smarte Technologie kann aber zusätzlich dazu beitragen, dass ältere Menschen länger selbstbestimmt in ihrem Zuhause leben können: etwa durch ein höhenverstellbares (Dusch-)WC, Memory-Funktionen am Spiegel und intelligente Notrufsysteme.

Seniorin in der Dusche im altersgerechten Bad

Bodengleiche Duschen, intelligente Notrufsysteme und mehr tragen zum altersgerechten Bad der Zukunft bei.

Matthias Thiel betont, wie wichtig gerade der Aspekt der Sicherheit im Bad ist: „Rutschsicherheit, Haltegriffe in der Duschkabine, Notruf-Alarmlösungen“ seien Möglichkeiten, wie eine sichere Benutzung des Badezimmers auch für ältere oder körperlich beeinträchtige Menschen gewährleistet werden könne. „Eine interessante Lösung im intelligenten Bad ist es, das Notrufsignal mit einem Sensorboden zu koppeln. Sensoren nehmen wahr, wenn jemand auf die Fliesen stürzt, und sorgen dafür, dass ein Notruf abgesetzt wird“, erläutert der Experte.

Bei aller Barrierefreiheit und Sicherheit: „Das Badezimmer der Zukunft soll nicht an Reha denken lassen, sondern durch gutes Design bestechen.“

barrierefreies Bad

Bei 45 Prozent der Badsanierungen werden Bäder altersgerecht umgebaut, so die Studie der ZVHSK.

Eine Handwerkerbefragung innerhalb der Trendanalyse „Smarte Bäder“ der ZVHSK ergab, dass bei altersgerechten Badsanierungen Haltegriffe Priorität haben – bei rund 92 Prozent der Sanierungen wurden solche Griffe eingebaut. Aber auch Duschtoiletten gehören mit 57 Prozent zu besonders beliebten Elementen des modernen, barrierefreien Bades.

Übrigens: Lesen Sie auch, wie Sie ein barrierefreies Bad planen.

Hygiene & Sauberkeit

Schimmel im Bad ist ein mehr als lästiges, allzu häufiges Problem, das auftritt, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist und die Raumtemperatur zu niedrig. Die intelligente Technologie im Bad der Zukunft kann dem gegensteuern.

Matthias Thiel schildert weitere Möglichkeiten, die zur Hygiene im smarten Badezimmer beitragen: „Mehr Sauberkeit kann im modernen Bad dank leicht zu reinigender Produkte und antibakterieller Materialien erreicht werden. Ich denke dabei zum Beispiel an Toiletten ohne Spülrand, die vielleicht sogar schlechte Gerüche absaugen oder an Lichtschalter, Seifenspender und Wasserhähne, die berührungslos über Sensoren aktiviert werden.“

Auch Toiletten, die den Schambereich mit Wasser reinigen und mit warmer Luft trocknen, können zu mehr Hygiene beitragen.

Das Bad als Gesundheitsort

„Mit Blick auf den demographischen Wandel ist das intelligente Bad vor allem für eine ältere Zielgruppe hochinteressant“, sagt Matthias Thiel. Ein WC, das Urinproben nimmt und Messwerte, etwa zum Blutzucker, automatisch an eine App übermittelt, oder der Spiegel, der per Lautsprecher an die Einnahme der Blutdrucktabletten erinnert – solche Szenarien sind keine Zukunftsmusik mehr.

Ein anderer wichtiger Aspekt betrifft die Pflege von älteren Menschen: Durch smarte Badezimmerausstattung könnten sie ambulant statt stationär gepflegt werden und bis ins hohe Alter selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben.

So können Sie Ihr Bad digital aufrüsten

Nun aber konkret: Wie können Sie Ihr Badezimmer zu einem Bad der Zukunft aufrüsten? Erfahren Sie hier mehr über die möglichen Kosten und wer Ihr Badezimmer zu einem smarten Bad umbaut.

modernes, fugenloses Bad

Bei einer Badsanierung können Sie auf smarte Elemente setzen, etwa intelligente Armaturen.

Kosten: Wie teuer ist ein intelligentes Bad?

„Nach oben sind Ihnen keine Grenzen gesetzt“, erklärt Badexperte Thiel. „Für eine Komplettsanierung müssen Sie mit mindestens 20.000 Euro rechnen.“

Sollen nur einzelne digitale Anwendungen in Ihr Bad eingebaut werden, kommen Sie günstiger davon: „Einzelteile wie ein Dusch-WC, Bewegungsmelder oder intelligente Armaturen sind einfacher und kostengünstiger umzusetzen.“

Der Knackpunkt: Neubau oder Altbau?

Grundsätzlich müssen Sie unterscheiden, ob es sich um einen Neubau oder eine Nachrüstung im Altbau handelt: Bei einem Neubau können Sie smarte Anwendungen für das Badezimmer von vornherein einplanen. Bei einer Nachrüstung im Bestand sind Badbesitzern dagegen häufig enge Grenzen gesetzt: Dicke Mauern verhindern einwandfreies WLAN, die Räume sind meist kleiner als im Neubau und Smarthome-Geräte lassen sich weniger gut verstecken.

„Bei einer Nachrüstung können alleine durch die zur Verfügungstellung der benötigten Infrastruktur für Stromleitungen, Internet-Kabel und WLAN-Aufbau sowie die Montage von Smarthome-Geräten nicht unbeträchtliche Zusatzkosten entstehen, die man beim Neubau von vorneherein einplanen und somit vermeiden kann“, gibt Smart-Home-Experte Christopher Strobel zu bedenken.

So gelingt der Umbau zum intelligenten Bad

Für den Ausbau Ihres Bades zu einem digitalen Bad ist laut ZVSHK eine gute, gewerkeübergreifende Planung entscheidend. Die beteiligten Gewerke, vom Fensterbau über den Fliesenleger bis hin zum Maler, müssen die einzelnen Schritte im Ausbau- und Installationsprozess genau aufeinander abstimmen.

So müssten laut Trendanalyse Smarte Bäder etwa beim Fensterbau automatisierte Belüftungsmöglichkeiten mitbedacht werden, der Innenausbau sollte bereits die geplanten Stützen oder Haltegriffe berücksichtigen und bei der Wahl der Fliesen ist es wichtig, dass diese „entsprechende Schalleigenschaften aufweisen und den Einbau teurer Lautsprecher unterstützen“.

Bei der Installation von Sanitärobjekten muss bedacht werden, dass diese „neben Wasseranschlüssen auch eine Stromversorgung oder die Integration in die Hausautomation benötigen“.

Lassen Sie sich am besten von einem SHK-Betrieb in Ihrer Nähe beraten.

Das Bad der Zukunft

So weit die Technologie schon fortgeschritten ist: „In der Praxis habe ich noch kein komplett ‚smartes Bad‘ gesehen“, sagt Matthias Thiel. Industrie, Großhandel, aber auch die Kunden müssen auf das Bad der Zukunft noch vorbereitet werden.

Wir sind sehr gespannt, wie sich das Thema smartes Badezimmer weiterentwickelt und bedanken uns bei Matthias Thiel und dem ZVSHK sehr herzlich für die interessanten Informationen! Sie wollen schon jetzt etwas smartness in Ihr Bad bringen? Dabei hilft Ihnen auch unser Pinterest-Board mit den besten Badezimmer-Hacks!

Bilder: Beitragsbild: ©iStock / Getty Images Plus, zhudifeng; Bild 1: ©iStock / Getty Images Plus, jacek_kadaj; Bild 2 und 3: ©zvshk.de, Bild 4: ©E+ / Tempura; Bild 5: ©iStock / Getty Images Plus, gpointstudio; Bild 6: ©iStock / Getty Images Plus, in4mal; Bild 7: © E+/Onzeg

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